Wie jedes Jahr, wenn im November die Tage ruhiger werden und das Weihnachtsfest naht, besinnt sich der Heimwerker seiner Fähigkeiten und möchte seinen Lieben etwas selbst gebautes unter den Gabentisch legen. Wozu hat er denn auch all diese feinen Maschinen und Geräte in seiner Werkstatt zu stehen? Damit muss doch etwas zu machen sein; eine Wiege für das Enkelkind, einen Hocker für die Gattin, damit sie auch mal auf dem Schrank Staub wischen kann, ein Vogelhaus für die armen Vögel, damit sie ihr Futter im trockenen einnehmen können und noch viele Dinge mehr.
Und wie jedes Jahr verschwindet der begabte und geübte Heimwerker Stunde um Stunde in seiner geliebten Werkstatt. Zunächst macht er sich einen Plan, wie er all diese Dinge anpacken will. Dazu hat er, in einer ruhigen, nicht sofort einsehbaren Ecke, in einen alten Sessel aus Omas alter Stube – sie braucht ihn ja nun nicht mehr – Platz genommen. Daneben ein Sechserpack Bier, Papier und Bleistift, den Aschenbecher an sich herangezogen, das Radio auf mittlerer Lautstärke gestellt, weil er sonst nicht planen kann. Die Gedanken fliegen nur so dahin, Skizze für Skizze verlässt sein geschultes Gehirn, um sich dann auf dem Papier niederzulassen. Immer genialer werden seine Pläne. Fast meint der, von seinen Ideen gefesselte Heimwerker, dass nur er soetwas „Großes“ zustande bringen kann und schwelgt in Vorfreude ob der lobenden Worte seiner Lieben. Nach etlichen Tagen des Nachdenkens, Planens, und Skizzierens; nach etlichen Sechserpacks Hasseröder und einigen Schachteln Zigaretten, macht sich nun unser so vorbereitete Heimwerker ans Werk. Dass nur noch wenige Tage bis zum Fest der Liebe verbleiben, verdrängt er mit dem gleichen Selbstbewustsein, wie er seine eigenen Fähigkeiten überschätzt. Kurz vor dem Fest schmeisst er dann all seine Pläne über den Haufen, die angefangene Arbeit in die Ecke, um dann schnell noch – es soll ja unbedingt etwas selbst gebasteltes sein, einige Frühstücksbrettchen, einen Halter für das Toilettenpapier, einen kleinen Kerzenständer und weitere einfache Dinge anzufertigen. Und wie jedes Jahr sagt sich, der nun geübte, Heimwerker: Im nächsten Jahr baue ich mit großer Sicherheit für meine Lieben…